Incarceron by Fisher Catherine

Incarceron by Fisher Catherine

Autor:Fisher, Catherine
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-26T16:00:00+00:00


Ich war schon in der Mitte meines Lebens, als ich heiratete.« John Arlex ließ den Blick auf den dichten Schatten der sommerlichen, üppigen Baumkronen ruhen, die nur einzelne Sprenkel von Sonnenschein in das Innere der Kutsche hindurchließen. »Damals war ich bereits ein wohlhabender Mann. Unsere Familie hatte schon immer zum Hof gehört, und der Posten als Hüter war seit meiner Jugend für mich vorgesehen gewesen. Das ist eine große Verantwortung, Claudia. Du hast ja keine Ahnung, wie groß.« Er seufzte kurz.

Die Kutsche holperte über Steine. Claudia hatte den Kristallschlüssel in einer Innentasche ihres Reiseumhangs verstaut, und als sie ihn jetzt gegen ihr Knie schlagen spürte, erinnerte sie sich an Finns Angst und an sein ausgemergeltes Gesicht. Sahen alle in dem Gefängnis, das ihr Vater beaufsichtigte, so aus?

»Helena war eine wunderschöne und elegante Frau. Unsere Ehe war nicht arrangiert, sondern sie erwuchs aus einer zufälligen Begegnung während eines Winterballs bei Hofe. Zu dieser Zeit war Helena die Kammerzofe der letzten Königin, Giles’ Mutter. Sie war ein Waisenkind und die Letzte ihrer Ahnenreihe.«

Er machte eine Pause, als wollte er, dass Claudia etwas sagte, doch das tat sie nicht. Sie spürte, dass sie den Bann brechen würde, wenn sie nun das Wort ergriffe, und dass ihr Vater danach nicht mehr weitersprechen würde. Er sah sie nicht an, sondern fuhr mit leiser Stimme fort: »Ich liebte sie sehr.«

Claudia hatte ihre Hände übereinandergelegt, und als sie bemerkte, wie verkrampft sie waren, zwang sie sich dazu, sie wieder zu lösen.

»Nach einer kurzen Zeit des Umwerbens heirateten wir bei Hofe. Es war eine stille Vermählung, nicht mit der zu vergleichen, die du haben wirst. Doch es gab ein bescheidenes Bankett am Abend, und Helena saß am Kopfende meines Tisches und lachte viel. Sie sah dir sehr ähnlich, Claudia, auch wenn sie ein bisschen kleiner war. Ihr Haar war blond und weich. Sie trug immer ein schwarzes Samtband um den Hals, mit einem Porträt von uns beiden darin.«

Gedankenverloren strich er sich über ein Knie.

»Als sie mir sagte, sie sei schwanger, war ich unbeschreiblich glücklich. Vielleicht hatte ich geglaubt, dass die Zeit dafür bereits vorbei sei und dass ich niemals einen Erben haben würde. Dass die Sorge für Incarceron aus den Händen der Familie genommen und dass die Linie der Arlexi mit mir aussterben würde. Auf jeden Fall habe ich mich von diesem Moment an noch mehr um deine Mutter gekümmert. Sie war stark, aber die Einschränkungen durch das Protokoll galten auch für uns.« Er schaute auf. »Wir hatten nur wenig Zeit miteinander.«

Claudia hielt die Luft an und sagte dann tonlos: »Sie starb.«

»Als das Kind zur Welt kam.« Er wandte seinen Blick ab und schaute aus dem Fenster. Schatten von den Blättern huschten über sein Gesicht. »Wir hatten eine Hebamme und haben einen der bekanntesten Sapienti zurate gezogen, aber es war nichts mehr zu machen.«

Claudia fiel nichts ein, was sie hätte sagen können. Nichts hatte sie auf so etwas vorbereitet. Ihr Vater hatte noch nie zuvor in dieser Weise mit ihr gesprochen. Ihre Finger waren nun wieder gefaltet, als sie fragte: »Dann habe ich sie also nie gesehen?«

»Nein, nie.



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